Wie ein Imam die Debatte um Verschleierung mit einem Nonnen-Foto persifliert
Acht Frauen plantschen am Strand, ihre Körper hüllen sie in lange blaue Gewänder. Das Bild zeigt Nonnen – in einer Tracht, die für Ordensschwestern üblich ist. Kopftuch ja, Gesichtsverhüllung nein. Spaß am Strand, auch ohne Bikinipflicht? Auf jeden Fall!
Das Foto postete der italienische Imam Izzeddin Elzir am Mittwoch auf seiner Facebook-Seite. Kommentarlos, und trotzdem mitten in eine europaweit geführte Debatte:
Posted by Izzeddin Elzir on Mittwoch, 17. August 2016
Seit Tagen wird in Deutschland, Frankreich und Italien über die Vollverschleierung geredet. In Frankreich wird nach dem allgemeinen Verschleierungsverbot nun der Burkini vielerorts am Strand verboten (SPIEGEL ONLINE), in Deutschland redet die Union über ein teilweises Verhüllungsverbot (bento).
In erster Linie diskutieren dabei Männer: entweder Politiker, die muslimische Frauen vor der vermeintlichen Unterdrückung retten wollen oder Muslime, die ihre Frauen vorm angeblichen Moralverfall schützen wollen. Ob und wie viel Frau tragen darf, wird zur neuen Bruchstelle im Kulturkampf. Was die Frauen selbst darüber denken, spielt eigentlich keine Rolle.
Das Posting von Imam Elzir führt die Debatte nun ins Absurde
Dem italienischen Sender Sky Tg24 sagte er, er habe mit dem Foto der Nonnen darauf hinweisen wollen, dass es auch im Christentum Menschen gebe, die sich in der Öffentlichkeit fast vollständig verhüllten.
Einen ähnlichen Fall gab es auch aus Österreich. Der Grünen-Politiker Ahmet Demir hatte zwei Nonnen beim Spaziergang fotografiert und auf Facebook kommentiert "Unterdrückte Frauen überall ;)".
Kurze Zeit später löschte er den Post wieder und entschuldigte sich. Er habe damit nur sagen wollen, "dass es jeder Frau selbst überlassen sein sollte, was sie trägt, solange sie die Kleidung selbstbestimmt, aus eigener Überzeugung, also ohne Zwang, trägt." ("Kronen-Zeitung")
Andre Wolf hat 658.000 Facebook-Fans – und ein Problem. Denn im Internet nutzen Rechtsradikale seine Identität, um gegen Migranten zu hetzen und Schreckschusswaffen zu verkaufen. Die Macher der Seite "Migrantenschreck" haben seine Adresse ins Impressum ihrer Seite kopiert.